Autor Peter Stamm liest im Hoftheater Sigmaringen aus seinem Roman „Agnes“

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Am 08.05.2015 hatten zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Bertha-Benz-Schule die einzigartige Gelegenheit, den Autor Peter Stamm persönlich zu seinem Werk „Agnes“ zu befragen, welches seit 2011/12 neben Georg Büchners „Dantons Tod“ und Max Frischs „Homo Faber“ zu den Pflichtlektüren des Deutschabiturs zählt.

Zu der Lesung, die von Deutschlehrerin Waltraud Goller-Bertram und Deutschlehrer Dr. Wolfgang Rzehak organisiert worden war, waren insgesamt mehr als 200 Schülerinnen und Schülerinnen der Jahrgangsstufen der Beruflichen Gymnasien mit ihren jeweiligen Deutsch-Lehrerinnen und Deutsch-Lehrern erschienen. Nach einer kurzen Begrüßungsrede von Schulleiter Klaus A. Peter gab Dr. Wolfgang Rzehak eine Einführung in Leben und Werk des aus dem schweizerischen Winterthur stammenden Autors. Im Anschluss las dieser zunächst zwei Kapitel aus seinem Roman „Agnes“ vor, woraufhin das Publikum etwa eine Stunde Zeit zur Verfügung hatte, um den Autor nach seinem literarischen Schaffen und seinem Leben zu befragen. 

Peter Stamm zeigte sich im Gespräch mit den Jugendlichen sehr offen und aufgeschlossen; schmunzelnd und lakonisch antwortete er beispielsweise auf die Frage nach dem Schicksal der Titelheldin „Agnes“: Er habe keine Ahnung, was aus ihr geworden sei – das dürfe sich jeder Leser selber erschließen – und wies darauf hin, dass es sich ja nicht um eine wahre Geschichte, sondern um Fiktion handle. Gerade in der Multiperspektivität liege ja auch immer ein besonderer Reiz einer Geschichte. Auch zu seiner Arbeitsweise gab er viele ausgesprochen interessante Informationen preis, und selbst bei sehr persönlichen Fragen wich Peter Stamm niemals aus.

 

Die Frage, ob er ein „Rezept“ kenne, wie man einen Bestseller schreibt, musste er allerdings verneinen. Allenfalls einen Tipp hatte er für sein Publikum parat: Eine gute Geschichte müsse authentisch sein. Man könne aber niemals nach einem bestimmten Schema gleichsam mechanisch etwas Authentisches schreiben, man müsse vielmehr immer auch etwas von sich selbst in die Geschichte hineingeben, ohne dabei aber gleich autobiographisch werden zu müssen. Denn schließlich sei eine literarische Figur niemals eins zu eins mit dem Autor gleichzusetzen. Als Autor habe er sich aber natürlich sehr darüber gefreut, dass sein Roman „Agnes“ zur Pflichtlektüre in Baden-Württemberg ernannt wurde.

Auf diese Weise entstand in dem wunderbaren, historischen Ambiente des Hoftheaters ein angeregtes Gespräch zwischen dem Autor und seinem interessierten Publikum. Auf die letzte Frage des Vormittags, ob er als erfolgreicher Autor eigentlich noch „er selbst“ geblieben sei, gab Peter Stamm die ehrliche Antwort, dass er als Person gar nicht zu sehr in der Öffentlichkeit stehen wolle. Schmunzelnd gab er schließlich die Auskunft, dass er also mit Sicherheit nie im „Dschungelcamp“ zu sehen sein werde, das er im Übrigen auch nicht anschaue, weil es eine Art von ungesundem „Fast-Food“ für den Geist sei. 

Nach der Lesung hatten die Schülerinnen und Schüler noch die Möglichkeit, weitere Werke von Peter Stamm an einem Büchertisch zu erwerben und vom Autor persönlich signieren zu lassen. Auch hier nahm sich dieser noch einmal einige Zeit für das eine oder andere persönliche Gespräch.

Insgesamt war die Veranstaltung mit Peter Stamm ein einmaliges Erlebnis für das junge Publikum, nicht zuletzt aufgrund der Herzlichkeit, Geduld und Offenheit, die Peter Stamm den Schülern und Schülerinnen und ihren Fragen entgegenbrachte. Auch die örtliche Presse berichtete über dieses Ereignis.