80 Schülerinnen und Schüler besuchen die Psychiatrie am SRH Klinikum Sigmaringen
Gibt es Zwangsjacken wirklich? Und sperrt man Patientinnen und Patienten manchmal wirklich in eine Gummizelle? Solche und ähnliche Fragen konnten rund 80 Schülerinnen und Schüler des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums der Bertha-Benz-Schule den Mitarbeitern der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen stellen. Auf Einladung von Dr. Frank-Thomas Bopp, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am SRH Klinikum Sigmaringen, bekamen sie eine informative und abwechslungsreiche Einführung in die Therapiemöglichkeiten und Abläufe der psychiatrischen Abteilung.
In einem 90-minütigen Vortrag stellte Dr. Bopp die Arbeit und die Behandlungsmöglichkeiten in der psychiatrischen Abteilung am SRH Klinikum Sigmaringen dar. 90 Betten und 12 Plätze in der ambulanten Tagesklinik halte man für Patientinnen und Patienten ab 18 Jahren vor, die stationäre Verweildauer betrage im Schnitt 19 Tage. Dies hat sich sehr verändert, denn noch vor einigen Jahrzehnten dauerte der Aufenthalt in der Psychiatrie deutschlandweit oft mehrere Monate oder gar Jahre. Allerdings würden Patientinnen und Patienten mitunter auch mehrmals in ihrem Leben vorstellig, wenn es ihnen psychisch nicht gut gehe. Und dies, so Dr. Bopp, könne grundsätzlich jeden ereilen.
Insgesamt sei das Bild der Psychiatrie in der Gesellschaft aber nach wie vor oft mit verschiedenen negativen Konnotationen behaftet und die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen zähle seit jeher zu den großen Problemen der Psychiatrie. Informative Einblicke wie der Schul-Psychiatrietag sollten da Abhilfe schaffen und eventuell auch ein Interesse unter den Schülerinnen und Schülern für dieses Berufsfeld wecken. Denn die Psychiatrie sei ein sehr vielfältiges Arbeitsfeld.
Davon zeugten im Anschluss auch verschiedene Workshops, etwa im Bereich der Musik-, Ergo- und Arbeitstherapie. Während die Psychiatrie vor einigen Jahrzehnten eher noch als eine „Verwahr- und Ruhigstellungspsychiatrie“ galt, gebe es heute vielerlei Therapieangebote, die die Patientinnen und Patienten wieder in ein normales Leben bringen sollen. Die verschiedenen Angebote seien mit den Pfeilern der Brücke in die Normalität vergleichbar. So werden etwa bei Handarbeiten wie dem Häkeln die linke mit der rechten Hirnhälfte vernetzt, bei der Musiktherapie komme man „wieder ins Tun und ins Machen“, zudem seien Klänge und Vibrationen Reize, die Blockaden lösen könnten. Und mit der bildenden Kunst können man manchmal Dinge ausdrücken, für die man keine Worte findet.
Auf diese Weise ist es gelungen, den Schülerinnen und Schülern einen breiten Einblick in die Psychiatrie zu verschaffen und mit vielen Vorurteilen aufzuräumen. Manche von ihnen können sich nun durchaus gut vorstellen, auch beruflich in den Bereich der Psychiatrie zu gehen.