Theaterprojekt der Fachschule für Sozialpädagogik

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Lügengeschichten

Bei der Aufführung im Rahmen des Wahlpflichtfaches Theaterpädagogik der Fachschule für Sozialpädagogik ging es um die Frage, ob man „wahre“ Geschichten erzählen kann. 

Wenn man mal anfängt sich mit Lügengeschichten zu beschäftigen wird man überall fündig. Zum Beispiel auch in Märchen: warum lügt die namenlose Ziege und erzählt dem Vater, sie hätte von seinen drei Söhnen nichts zu essen bekommen? Warum wird z.B. der arme Froschkönig angelogen? Oder Rotkäppchen? Das sind nur Beispiele. Nein, selbst im Märchen ist die Lüge noch nicht gestorben. Und manche dieser Figuren sind in der Inszenierung „Lügengeschichten“ auch wieder zu erkennen, wenn auch  der Froschkönig, Rapunzel, oder die Stiefmutter hier in einem anderen Kontext ihre Geschichten erzählen.

Die selbstentwickelten, unterschiedlichen Geschichten der 13 Auszubildenden des Prüfungsjahrgangs 2016 werden von einer medialen „Klammer“ zusammen gehalten. Man zappt sich quasi von Szene zu Szene – unterbrochen nur von einer „echten“ Familie, die irgendwie zwischen die Fronten dieser Geschichtenbruchstücke geraten ist und sich noch nicht auf die richtig Mediennutzung geeinigt hat.  Die Medienklammer ist auch im Bühnenbild präsent. Man sieht die Liveübertragung und das Leben selber und trotzdem handelt es sich (auch) hier um eine „Als-ob-Welt“, die man – wenn man so will - als „Lügengeschichte“ bezeichnen könnte. Doch es geht schließlich auch – das blitzt immer wieder auf – um die einfache Frage, wer man selber ist. Das Stück fängt mit einer Referenz an das Arbeitsfeld der künftigen Erzieherinnen an: „Kinder“, die vor sich hin träumen und „da sind“, wenn man Sie mit Namen anspricht, die sich dann aber auflehnen und jemand anders sein wollen: Sie machen Theater, wie man umgangssprachlich sagen könnte.

Das Theater, das nun folgt ist eine Reise durch die Innereien der Medienlandschaft: man kennt die infantilen Selbstinszenierungen aus den ewigen Talkshows, man kennt die Entfremdung zwischen den Generationen im  Fernseher und vor dem Smartphone, man kennt die extrem konstruierten „Fälle“ und „Lösungen“ aus dem einen oder dem anderen (Donautal)Krimi und man kennt die echte Berührung, die – wie zufällig – in diesem Medienkarussell möglich ist: Rapunzel, der Froschkönig und die Stiefmutter sind immer noch da und haben ihre „wahren“ Geschichten noch nicht zu Ende erzählt. Hier in der „geschlossenen Anstalt“ des Theaters.

Mit viel Fantasie und Selbstvertrauen präsentierten  sich die Auszubildenden der FSP 2 mit Ihrem Theaterstück „Lügengeschichten“. Es war die achte Inszenierung, welche im Rahmen des Wahlpflichtfaches Theaterpädagogik an der Sigmaringer Fachschule für Sozialpädagogik gezeigt wurde. 

Harald Hain