Lernsituation Mediendschungel

Zum Hauptinhalt springen

Die Ansprüche des Lehrplans im Sozialwissenschaftlichen Gymnasium sind in Sachen Medienkompetenz hoch. So hoch, dass man sich einen Zaubertrank wünschen möchte, wenn man sich anschaut, was die Schülerinnen und Schüler alles sollen. Zum Beispiel: „…analysieren und beurteilen von medialen Entwicklungen unter entwicklungspsychologischer, sozialpsychologischer sowie soziologischer und wirtschaftlicher Perspektive...“ Und das ist nur der Anfang.

Ein anderer Anfang geht so: Wir befinden uns im Jahre 2015 nach Christus. Der ganze Alltag ist von Medien „besetzt“. Der ganze Alltag? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf (hier die Jahrgangstufe 1 des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums in Sigmaringen)  hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Hier mischt sich natürlich Realität mit Fiktion, werden Asterixkenner bemerken.  Mag sein. Aber vielleicht kann uns ja die eine oder andere Fiktion sogar helfen die „echte“ digitale Realität zu durchdringen?

 

     

     

    Der Mediendschungel hat (auf der Seite der Realität) schon längst die Gewohnheiten des Alltags erreicht und breitet sich weiter aus. Quasi wie das römische Imperium bei Asterix. Und die Aufgabe für das gallische Dorf ist es, selber eine Strategie zu entwickeln und sich Lernwege und Lernerfolge zu erkämpfen. Man nennt diese „Gallier“ auch „digital natives“ und das heißt, dass sie schon als kleine Kinder alle in den Medientopf gefallen sind und jetzt keinen Zaubertrank mehr brauchen, um den „Befreiungskampf“ aufzunehmen und sich Lichtungen im Mediendschungel zu erkämpfen. Aber den Kampf führen müssen sie und wollen sie.

    Dieser Kampf mit dem medialen Imperium wurde von dem „gallischen-digital-nativ-Dorf“ (Metapher für die Jahrgangsstufe 1 SG) zwischen März 2015 und Ende April 2015 jeweils in 5-er Gruppen aufgenommen und geführt. Ausgeschwärmt wurde also in 12 Gruppen. 12 Gruppen, die nicht nur auf Sympathie beruhten (wir erinnern uns, dass die Gallier auch ohne Römer ihre Hühnchen zu rupfen hatten). Zunächst gab es nur eine grobe Vorstellung, wo man die Lichtung im Mediendschungel suchen sollte, also Leitfragen wie:

    • Was sagen soziale Netzwerke über uns aus?
    • Warum stellen sich Jugendliche im Netz anders dar (als sie sind)?
    • Gibt es geschlechtsspezifische Mediennutzung?
    • Haben Ältere ein anderes Verhältnis zu Medien als Jüngere?
    • Wie wirkt sich die Partnersuche im Internet auf unser echtes Verhalten aus?
    • Welche Rolle spielen Serien im jugendlichen Alltag?
    • Wie beeinflussen Medien unsere Identität?

    Als nächstes galt es die Fragestellungen unter Berücksichtigung der Kriterien wissenschaftlichen Vorgehens (Validität, Reliabilität, Objektivität) zu bearbeiten, um als Gruppe eine Ministudie zu der dargestellten Fragestellung durchzuführen. Die Gruppen mussten aber nicht nur an dieser empirischen Front gegen das Mediendschungelimperium kämpfen, nein, sie mussten auch die Schlagkraft verschiedener Medienwirkungstheorien  überprüfen und beurteilen. Abschließend wurde die erkämpfte Lichtung in Form einer begründeter Stellungnahme und einer Präsentation gesichert.

    Die Herausforderungen der Lernsituation wurden von allen Gruppen mit sehr viel Motivation und Verantwortungsbewusstsein gelöst. Teamarbeit, Kreativität, inhaltliche Querverbindungen…sind nur wenige Beispiele für die erreichten Ziele. Der Mediendschungel ist zwar immer noch da, aber so lange unsere Schule „Kämpfer“ wie diese hat, brauchen wir uns nicht davor zu fürchten…

    Was bleibt abschließend zu sagen? Nach zwei Monaten erfolgreicher Auseinandersetzung mit dem Medienimperium, müssten die Gallier eigentlich bei Wildschwein und Cervisia am Lagerfeuer sitzen und das bestandene Abenteuer reflektieren. So will es die Geschichte. Aber diese Gallier stürzen sich natürlich gleich ins nächste Abenteuer und wollen Prag (als Studienreise getarnt) einnehmen. Einzelne Sprechblasen in sozialen Netzwerken lassen aber eindeutig erkennen, dass die Reflexion der Taten in vollem Gange ist: „Medien verführen zu Untreue, beim Teutates“, „Wieso stehen Jungs eigentlich immer nur auf Action? “, „Essen lenkt vom produktiven Arbeiten ab, Obelix“, „Über Fehler muss man lachen“, „Asterix ist immer noch keine gute Gastgeberin“ …