Gymnasiale Oberstufe sieht den Film „Blut muss fließen – undercover unter Nazis“

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Können Schüler und Schülerinnen sich für 90 Minuten auf ein Thema konzentrieren?

Dass sie das können, haben die Jahrgangstufen I der gymnasialen Oberstufe der Bertha-Benz-Schule bewiesen, als sie am 8.4.2014 im Hoftheater in Sigmaringen den Film „Blut muss fließen – undercover unter Nazis“ anschauten.

Gespannte Stille herrschte in dem Kinosaal, als die verfilmte Geschichte des Journalisten Kuban erzählt wurde, der sich undercover als Nazi verkleidet unter die rechtsradikale Szene gemischt und dabei aus verständlichen Sicherheitsgründen seine Identität gewechselt hatte. Zunächst mit  versteckter Lochbildkamera, später mit besserem technischem Equipment  filmte Kuban über einen Zeitraum von zehn Jahren auf Rockkonzerten in ganz Deutschland, aber auch im benachbarten Ausland wie der Schweiz und Österreich. Kuban gelang es, sich das Vertrauen der Rechtsradikalen zu erwerben, wodurch er immer tiefere Einblicke in die Szene gewann. So erzählt der Film davon, dass es einer Schnitzeljagd gleicht, an die geheimen Konzertorte zu gelangen. Dort werden zu heißen Musikrhythmen gruselige und schockierende Parolen zu Judenhass, Auschwitz, Hitlerverherrlichung  und Fremdenhass gebrüllt und gestampft. Ausführlich wird darauf eingegangen, dass durch die Konzerte finanzielle Gewinne erzielt werden, z.B. durch den Verkauf von Waffen, indizierter Musik, Kleidung usw.

Kuban schildert eindringlich und belegt dies mit Ausschnitten aus Pressekonferenzen ranghoher Politiker, dass Polizei und Behörden in erster Linie die Bekämpfung des islamistischen Terrors im Auge haben, nicht aber die rechtsradikale Szene.

Bedrückend ist vor allem die Darstellung, dass kein Ort vor rechtsradikalen Aktionen sicher ist.

In der anschließenden Gesprächsrunde mit Herrn Andreas Balser, Mitglied des Filmteams, hatten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit nachzufragen.

Thematisiert wurde die Bedeutung der Musik – sie wird als Einfallstor zum Rechtsradikalismus erkannt. Stampfende Rhythmen, starke Männer und blonde Frauen, Alkohol und das Brüllen von fremdenfeindlichen Parolen tun ein Übriges, um junge Menschen in die Szene zu locken. Herr Blaser gingt auf die Symbolsprache ein und machte klar, dass der Rechtsextremismus erst durch den  NSU-Prozess wieder Schlagzeilen produziert. Aber wie schon im Film dargestellt, schaut die Polizei auch immer mal wieder weg. Die Tatsache, dass auch im größeren Umkreis von Sigmaringen die rechtsradikale Szene ihre Anhängerschaft generiert, ist vielen Schülern bekannt. Bauwagen sind begehrte Treffpunkte in diesem Milieu, weil sie leicht den Standort wechseln können. Thematisiert wurden neben weiteren Fragen der Waffenbesitz und die Rolle der Verantwortlichen in den Gemeinden und Städten.

Für knapp 150 Schülerinnen und Schüler war dies eine ganz besonders intensive Stunde im Fach Geschichte mit Gemeinschaftskunde. Die aktive Beteiligung zeigte, dass ein wichtiges Thema seine interessierte Zuhörerschaft gefunden hatte. Die Diskussion wird in den Klassen sicherlich weitergehen. Dies wäre ganz im Sinne des  Gastgebers Martin Robben, welcher diese Vorstellung im Hoftheater ermöglichte.